Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Klöster

Kapitel in: Klöster

Des lieben Gottes Forstgehilfen

Viele der frühen Klöster, die im deutschen Raum entstanden, lagen ursprünglich im Wald. Mönche rodeten dort und schufen so Platz für Ansiedlungen. Ihr Eifer blieb den Mächtigen im Lande nicht verborgen. Wenn sie Platz für ein neues Kloster stifteten, stellten sie vorzugsweise ein Waldstück zur Verfügung und forderten nicht selten ihren Besitz wieder zurück, wenn Kulturland daraus geworden war. Klöster

Kloster ArnsteinDas Prämonstratenser-Kloster Arnstein, oberhalb von Nassau am waldigen Hang der Lahn, war eigentlich die Burg der Grafen von Arnstein. Graf Ludwig III., der letzte derer von Arnstein, machte 1139 ein Kloster daraus. Von dessen Bauten blieb nur die Kirche großenteils erhalten.

Um das Jahr 380 hatten die Römer das Christentum zur Staatsreligion erhoben. Die ersten Bischöfe bezogen ihre Bistümer, auch in den Zentren der römischen Provinzen nördlich der Alpen. Sie bestimmten, was in den Siedlungen ringsum zu geschehen habe - sei es in Glaubensangelegenheiten oder bei der Versorgung der Kranken, Gebrechlichen und Armen.

Die Stürme der Völkerwanderung fegten das Römische Weltreich hinweg und brachten neue Stämme ins Land. Manche der Eroberer übernahmen die Bräuche der alten Einwohner, zuweilen sogar deren Glauben. Andere zerstörten alles. Doch meist existierten heidnische und christliche Lebensart nebeneinander.

Jahrhundertelang suchten die Christen die bei der Völkerwanderung eingedrungenen Stämme zu missionieren. Der Ursprung dieser Missionsarbeit lag im Orient; von dort hatte ja auch der christliche Glaube seinen Ausgang genommen. Es gab Missionare, die - wie der Apostel Paulus - durch die Länder zogen; und es gab Eremiten, die im Stillen wirkten, wie der heilige Antonius.

Ein solcher Einsiedler, der in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in den Bergen östlich von Rom hauste, war Benedikt von Nursia. Er erkannte, dass viele seiner Schüler gar nicht in der Lage waren, das abgeschiedene Leben eines Eremiten zu führen. So zog er auf den Monte Cassino und gründete mit ihnen eine Lebensgemeinschaft: eines der ersten Klöster des Abendlandes. Ein Schüler Benedikts, der spätere Papst Gregor I., schickte am Ende des 6. Jahrhunderts Benediktinermönche als Missionare nach England. Von dort kamen gegen Ende des 7. Jahrhunderts angelsächsische Mönche in großer Zahl auf den Kontinent zurück, um Mitteleuropas Heiden endgültig zum christlichen Glauben zu bekehren.

»Das Abenteuer um Christi Willen« unternahmen sie meist in Gruppen zu zwölft - wie die Apostel. Sie mussten sich mit den heidnischen Göttern der Germanen auseinandersetzen, aber auch mit den Dämonen, die im Wald hausten. Um die Überlegenheit des Christentums über sämtliche bösen Geister zu beweisen, scheuten sich die angelsächsischen Mönche nicht, in die Wälder einzudringen und gerade dort ihre einfachen Hütten, ihre Zellen, zu bauen. Aus diesen primitiven Holzhütten mitten im Wald entstanden in unserem Land die ersten Klöster, unter denen man sich aber natürlich noch lange nicht die kunstvollen, imponierenden Bauten vorstellen darf, wie sie in späteren Jahrhunderten erbaut wurden.

Doch nach und nach wurden diese Klöster wohlhabender; sie erhielten Stiftungen. Während des ganzen frühen Mittelalters war es üblich, dass die Adeligen bis hinauf zum König und zum Kaiser in religiösen Schenkungen wetteiferten. Diese Freigebigkeit machte es auch möglich, zahlreiche neue Klöster zu gründen.

Diese Großzügigkeit des Adels hatte ihren Grund durchaus nicht nur in religiösem Eifer. Die Klöster wurden in immer stärkerem Maß politische, aber auch wirtschaftliche Stützpunkte der jeweils Herrschenden.

Die Stiftungen, die den Klöstern zugute kamen, bestanden überwiegend aus Grund und Boden. Dieser Boden war nur selten Ackerland (wie beim Kloster Lorsch, für das Gaugraf Cancor 763 ein ganzes Landgut hergab), sondern entweder ein Platz in einer schon bestehenden Ansiedlung oder - viel häufiger - ein großes Stück Urwald. So kam es, dass nach wie vor viele Klöster mitten in den Wäldern entstanden. Oft verrät noch der Name, dass sie von Wald umgeben waren: beispielsweise Waldsassen, Mariawald, Niederalteich.

Der Grundbesitz, der oft erheblich war, stellte die Basis des klösterlichen Wohlstands dar - dies aber natürlich nur, wenn er landwirtschaftlich genutzt werden konnte. (Schon Benedikt von Nursia hatte gefordert, die Klöster sollten, um finanziell unabhängig zu sein, Landwirtschaft betreiben und ihre Produkte verkaufen.) Da die Mönche - auch dies gehörte zu den verbrieften Stiftungen - häufig von Zöllen und Steuern befreit waren, lohnten sich für sie der Anbau und der Handel mit landwirtschaftlichen Gütern besonders: Sie konnten billiger liefern.

Kloster Lorsch
Lorsch war Kloster seit 764. Nur die um 800 erbaute Torhalle blieb aus dieser Zeit erhalten (unten links). Kloster Hirsau (unten) geht auf eine Gründung des 9. Jahrhunderts zurück.

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