Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Zwischen Ems und Weser

Kapitel in: Zwischen Ems und Weser

Sturmzerzauste Wälder auf Moränen

Obschon sich zwischen Weser und Ems kaum größere Waldungen finden, ist die Annahme falsch, das Norddeutsche Tiefland bestehe aus nichts als weiten Wiesen- und Weideflächen. Ems und Weser

Dammer Berge
Die Dammer Berge sind wie die anderen Hügel zwischen Ems und Weser aus dem Schutt der Saaleeiszeit entstanden. Wo diese Moränenzüge von Wald bedeckt waren, blieben sie von der Erosion verschont. Auch heute gibt es dort recht beachtliche Wanderwälder.

Die Vermutung, das Land hier sei völlig eben, stimmt nicht. Eine wellige Hügelformation zieht sich von Bremen südwestlich über Delmenhorst und Cloppenburg bis Lingen und bis zu den Dammer Bergen: die nördlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes und des Wiehengebirges. Zwar erreichen die »Berge« in diesem Teil Deutschlands um Cloppenburg nur etwa 50 Meter über Meereshöhe, weiter südlich selten mehr als 100 Meter - aber in Anbetracht des Umlands sind das bereits beträchtliche Höhenunterschiede. Vor allem in dieser Hügelregion liegen die Wälder, die wir auf den folgenden Seiten beschreiben.

Entstanden ist das Hügelland während der Saaleeiszeit. Westlich von Cloppenburg beispielsweise erstreckt sich der Hümmling, der auf engem Raum verschiedene charakteristische Geländeformen dieser Eiszeit vereinigt: Urstromtal, Flach-und Hochmoore, Grundmoränenrücken, Talsande. In den Senken wurden häufig Flugsandfelder angeweht, die zum guten Teil mit Kiefern aufgeforstet sind.

Auch weiter im Süden, wo die Höhenzüge allmählich ins Wiehengebirge übergehen, hat die Eiszeit ihre Spuren hinterlassen. Die Dammer Berge und die Fürstenauer Berge - heute bekannt als Naturpark Dümmer beziehungsweise Nördlicher Teutoburger Wald-Wiehengebirge - sind Überreste eines Endmoränenwalls aus der Saaleeiszeit, deren Gletscher im sogenannten Rehburger Stadium längere Zeit zum Stillstand gekommen waren. In den folgenden Jahrtausenden sind die Höhenzüge teilweise vom Wasser wieder abgetragen worden - nur bei genügender Bewaldung unterblieb die Erosion. Auch der Dümmer See inmitten des Naturparks Dümmer entstand während der Saaleeiszeit: Eine mächtige Gletscherzunge staute hier einen Schmelzwassersee auf, der im Laufe der Jahrtausende verlandete. Was davon übrigblieb, hat immerhin noch eine Fläche von rund 16 Quadratkilometern. Damit ist der Dümmer See Niedersachsens zweitgrößter Binnensee.

GraureiherIn den Niederungen erstrecken sich Sand- und Heideflächen mit Mooren und Feuchtgebieten, die vielen Vögeln Heimat bieten - beispielsweise auch dem Graureiher.

Gewiss, die Waldgebiete nördlich unserer Mittelgebirge erreichen längst nicht jene Größendimension, wie sie uns vom Süden her vertraut ist. Doch gibt es auch hier einige recht interessante Wälder. Da ist einmal der Bentheimer Wald, ein urwaldähnliches, 1380 Hektar großes Areal. Dann wäre des weiteren - zwischen Oldenburg und Bremen - der mit 700 Hektar ebenfalls noch recht beachtliche Urwald Hasbruch zu nennen, ein forstwirtschaftlich nicht genutztes Waldgebiet. Und die Wälder von Osterholz-Scharmbeck nördlich von Bremen haben in den letzten Jahrzehnten sogar einige Bekanntheit erlangt - nicht beim Laien, wohl aber bei den Forstfachleuten. Denn augenscheinlich hat man dort nun ein Rezept gefunden, wie sich ein Wald sturmbeständiger machen lässt.

Kein Zweifel: Stürme sind es, die den Wäldern des Norddeutschen Tieflands am stärksten zusetzen. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahrhunderten Orkane und schwere Stürme - Naturkatastrophen, denen ganze Waldstriche zum Opfer fielen. Der rauhe Nordwind kann nahezu ungehindert von der Nordsee über das Tiefland fegen, dermaßen elementar, dass er die ersten Hindernisse - eben die Wälder auf den Moränenhöhenzügen - einfach umlegt.

In Osterholz-Scharmbeck hat man nun in den vergangenen Jahrzehnten folgendes unternommen: man hat, wann immer es zu einem Sturmbruch kam, nicht total »aufgeräumt« und tabula rasa geschaffen, sondern stehengebliebene Bestandsreste und Einzelbäume sorgsam erhalten. Der Waldboden einer Sturmbruchfläche wurde nicht wie üblich mit der Planierraupe abgeräumt, sondern er blieb mitsamt den Wurzeln als geschlossene Humusfläche liegen. In die Lücken pflanzte man Douglasien und nordamerikanische Küstentannen. Diese Waldbewirtschaftung erwies sich bei den Stürmen der letzten Jahre, die anderswo wieder erhebliche Verwüstungen anrichteten, als äußerst vorteilhaft: die Wälder zeigten sich wurzelfester und sturmbeständiger. Grundsätzlich versucht man im Norddeutschen Tiefland, Freiflächen in den Wäldern, die zur Aufforstung anstehen, mit Eichen und anderen Laubbäumen zu bepflanzen. Diese Bäume müssen dann allerdings eingezäunt werden, zum Schutz gegen Wildverbiss, bis sie genügend groß sind.

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