Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Früchte und Heilkräuter

Kapitel in: Früchte und Heilkräuter

Ein Fingerhut voll Gift

Jeder Wald ist gleichzeitig ein großer Garten. Da wächst genug Essbares, um ganze Dörfer zu ernähren; Heilkräuter sprießen, die gesund erhalten können. Aber auch Giftiges gedeiht in unseren Wäldern hervorragend - und sieht dabei häufig sehr appetitlich und verlockend aus. Ein wenig botanische Kenntnis ist deshalb empfehlenswert, wenn man von den Früchten und Kräutern des Waldes kosten will. Früchte und Heilkräuter

BrombeerenBeim Brombeersammeln gibt es keine Verwechslungen.

Von jeher hat der Mensch im Wald nach Essbarem und nach Pflanzen gesucht, von deren Säften er sich Heilkraft versprach. Während jedoch für unsere Vorfahren die tierischen und pflanzlichen Produkte des Waldes unentbehrlich waren, sind wir heute - zumindest in den hochentwickelten Industrie- und Agrarländern - längst nicht mehr auf sie angewiesen. Aber sie bereichern unseren Speisezettel. Nach wie vor ziehen alljährlich Tausende und aber Tausende in die Wälder und auf die Schläge, um Pilze und Beerenfrüchte zu sammeln, vor allem Heidelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren. Dabei ist oft die Freude am Sammeln, die Lust am Durchstreifen des Waldes ein stärkerer Beweggrund als die Hoffnung auf Ernte. Hier im Wald genießt der Wanderer noch ein Stück Freiheit. Und noch immer sind die Früchte des Waldes - mit wenigen Einschränkungen - Allgemeingut.

Andererseits werden Beeren und Pilze durchaus auch gewerbsmäßig gesammelt - ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftszweig. Die auf den Markt kommenden Frischpilze erzielen heute hohe Preise - und nicht nur die seit eh und je als rare Delikatessen geschätzten Trüffeln und Morcheln, sondern auch Pfifferlinge und verschiedene Röhrlinge, vor allem der Steinpilz und die Marone. Denn die wenigsten Speisepilzarten kann man züchten - man ist auf das natürliche Wachstum angewiesen. Auch der Bedarf der Konservenindustrie , die in großen Mengen auch weniger bekannte und weniger hochwertige Pilze verarbeitet, ist erheblich. Die Aufbereitung von Waldbeeren zu Kompott, Konfitüren, Fruchtzusätzen, Säften oder alkoholischen Getränken spielt ebenfalls eine beachtliche Rolle.

Früher war das Sammeln von Wildkräutern, die zu Gemüse, Salaten oder Suppeneinlagen verwendet wurden, eine allseits beliebte Übung. Wurzeln und Sprosse der auf Lichtungen wachsenden Klette und der Gewöhnlichen Kratzdistel wurden als Gemüse zubereitet; junge Brennesselblätter nahm man als Spinatersatz, zu Suppe, Soufflé und Salat.

Hingegen beherbergt unser Wald kaum Gewürzpflanzen. Allenfalls Würzpilze wie die Totentrompete finden mitunter den Weg in die Küche.

Viele Kenntnisse unserer Vorfahren sind in Vergessenheit geraten oder scheinen heutzutage überholt. In Notzeiten jedoch besinnt man sich immer wieder auf die nährende, heilende Kraft der Waldpflanzen. Und heute erfährt die Idee einer Rückbesinnung neue Belebung - denn sie entspricht dem wachsenden Bedürfnis der Menschen an unverfälschten, natürlichen pflanzlichen Produkten und kommt seinem Wunsch entgegen, die erprobten Heilkräfte der Natur zu nutzen.

Reife Himbeeren, der Bittersüße Nachtschatten (eine Heilpflanze) und reife Holunderbeeren.

Heilkräuter gibt es bei uns in großer Zahl, und eine Fülle von Anwendungsmöglichkeiten heimischer Waldkräuter ist uns von alters her überliefert. Bereits in den Kräuterbüchern des Mittelalters wird detailliert über unsere Heilpflanzen berichtet, und viele der darin weitergegebenen Erfahrungen gehen auf die Römer, die Griechen und die Ägypter zurück. Die Ägypter beispielsweise kannten schon die Heilwirkung der Tollkirsche. Mag auch der Effekt mancher Pflanzen heute unklar oder umstritten sein - die Wirksamkeit anderer ist durch eingehende medizinisch-pharmazeutische Prüfung bewiesen. Auch im Zeitalter der synthetischen Herstellung von Heilmitteln kann die Medizin nicht auf die Verwendung von Naturstoffen aus Heilpflanzen verzichten: Mehr als 20 Prozent aller industriell hergestellten Arzneimittel enthalten pflanzliche Wirkstoffe. Die synthetische Herstellung dieser Stoffe käme oft teurer als ihre Isolierung aus der Pflanze.

Heimische und fremde Heilpflanzen werden in verschiedenster Form und Kombination angeboten, den Pflanzen der Wälder fällt dabei ein wichtiger Part zu. Lungenkraut, Schlüsselblume, Wohlriechendes Veilchen, Efeu und Isländisch Moos etwa werden bei Erkrankungen der Atemwege angewendet, Waldmeister gilt als Mittel gegen Durchblutungsstörungen, Himbeere und Brombeere helfen bei Durchfall und chronischen Hauterkrankungen, Weißdorn verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße, Heidekraut wird als harntreibendes Mittel eingesetzt. Wurmfarne werden gegen Bandwürmer, Misteln bei hohem Blutdruck und gegen Tumore verwendet, Fichten-, Tannen- und Kiefernnadeln bei Erkrankungen der Atemwege sowie zu Einreibungen und Bädern bei rheumatischen Erkrankungen. Dies sind nur einige Beispiele.

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