Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Standortprobleme

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Nebenan wächst die Konkurrenz

Wer Maiglöckchen pflücken will, geht in den Wald. Auf einem Acker, einer Weide oder Mähwiese würde man sie vergeblich suchen. Aber auch im Wald wächst das Maiglöckchen nicht überall. An manchen Orten ist es häufig, an anderen überhaupt nicht zu finden. So fehlt es beispielsweise dort, wo die Heidelbeere gedeiht. Heidelbeere und Maiglöckchen bevorzugen offenbar verschiedene Standorte. Standortprobleme

Das Beispiel illustriert, was stets für Pflanzen und Tiere gilt: Jede Art bevorzugt ihre bestimmte Umwelt. Darunter versteht man alles in der Umgebung der Pflanze, was auf sie einwirkt, für sie Von Bedeutung ist - der Boden, in dem sie wurzelt, ebenso wie das Klima; aber auch die Tiere und Pflanzen in ihrer Nachbarschaft.

Biologen nennen die Klima- und Bodenverhältnisse, mit denen die Pflanze fertig zu werden hat, ihre Standortbedingungen oder, kurz gesagt, ihren Standort. Der darf nicht mit dem Wuchs- oder Fundort verwechselt werden; das ist die Lokalität, wo sie wächst.

Pflanzengemäßer und auch genauer ist es, wenn wir die Standortbedingungen als die verschiedenen chemischen und physikalischen Faktoren am Wuchsort verstehen, auf die sich die Pflanze einstellen muss und die ihre ökologischen Verhältnisse bestimmen. Dies sind vor allem Licht. Temperatur, Feuchtigkeit und die chemischen Bedingungen, wie sie in Atmosphäre und Boden herrschen. Alle diese Faktoren wirken in komplizierter Weise zusammen. Licht, Wärme- und Feuchtverhältnisse werden in einem gewissen Rahmen vom Großklima vorgegeben, aber in mannigfacher Weise am Wuchsort der Pflanze abgewandelt. Geländeformen, Hangrichtung und die Vegetation ringsum haben entscheidenden Einfluss. Benachbarte Nord- und Südhänge können klimatisch Regionen entsprechen, die eigentlich viele hundert Kilometer weiter nördlich oder südlich liegen. Die Vegetation kann Sonnenstrahlung abschirmen. So herrschen im Waldesinnern viel gleichmäßigere, gedämpftere Temperatur- und Lichtbedingungen als außerhalb. Und im Laubwald sind sie weit wechselhafter als im stets gleichförmig düsteren Nadelwald.

Die Feuchteverhältnisse am Wuchsort werden bestimmt von den Grund- und Stauwasserverhältnissen sowie von der Fähigkeit des Bodens. Wasser zu speichern. Dies hängt von der Bodenart ab. Zu den chemischen Bedingungen gehören der Gehalt des Bodens an lebenswichtigen Nährstoffen - wie Stickstoffverbindungen -, ferner der Gehalt an basisch (also säureausgleichend) wirkenden Natrium-. Kalium-. Kalzium- und Magnesiumsalzen. Diese beeinflussen den Säuregrad des Bodens, der sich wiederum stark auf die Verfügbarkeit bestimmter Nährstoffe für die Pflanzen auswirkt.

Die Standortbedingungen der Pflanzen sind so komplex, dass man sie kaum umfassend charakterisieren kann. Bei aufmerksamer Beobachtung lassen sich jedoch oft einzelne Standortunterschiede der Pflanzenarten gut erkennen. Vielen von uns sind die Standorte (also die typische Umwelt) einer ganzen Reihe von Arten vertraut - ohne dass wir lange darüber nachdenken. Wenn wir Pilze, Beeren oder Kräuter sammeln, so kennen wir allmählich nicht nur die Lokalitäten, wo eine reiche Ausbeute zu erwarten ist, sondern durch Erfahrung auch die jeweiligen Standorttypen. Mit dieser Kenntnis fällt es dann leichter, neue ergiebige Stellen zu finden.

Oft lassen sich Standortunterschiede erst bei genauer Untersuchung herausfinden. Innerhalb eines klimatisch einheitlichen Gebietes sind vor allem die Bodeneigenschaften für das Vorkommen der Pflanzen von Bedeutung; die verschiedenen Arten haben sich offensichtlich auf bestimmte Nährstoff-. Säure- und Bodenwasserverhältnisse eingestellt. So zeigt sich, dass unser Maiglöckchen auf basen-. oft kalk- und mäßig nährstoffreichen Böden vorkommt, die Heidelbeere dagegen auf sauren und nährstoffarmen.

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