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Amphibien

 Amphibien

Kapitel in: Amphibien

Oft sitzen sie auf dem Trockenen

Wie im Zeitraffer erlebt jeder Lurch die Entwicklungsgeschichte seiner Familie, die viele Jahrmillionen dauerte. Im Wasser wird der Lurch gezeugt und geboren, im Wasser atmet er durch Kiemen. Dann bildet sich seine Lunge, und er schiebt sich wie sein quastenflossiger Urahn auf den Uferschlamm. Mit den Beinen, die ihm als Kaulquappe gewachsen sind, klettert er in seinen neuen Lebensbereich: aufs Land.

Wildwechsel Auch Feuersalamander überqueren Straßen immer auf den gleichen »Wildwechseln«.

Vor 360 Millionen Jahren geriet irdisches Leben unter den Einfluss gewaltiger Dürre-Epochen, viele Gewässer trockneten aus, ihre Bewohner strandeten - so auch die Quastenflosser, urtümliche Fische, die instinktiv nach neuen Wasserstellen drängten. Doch die Wege dorthin wurden weiter und weiter. So blieb es nicht aus, dass die Brust- und Bauchflossen der Quastenflosser, welche die schweren Körper über den Schlamm schieben mussten, im Lauf von Jahrmillionen immer mehr versteiften und verknöcherten. Zusätzlich entwickelten sie primitive, eigenartige Atemhöhlen: lungenähnliche Gebilde, die ihnen die Aufnahme von Luftsauerstoff ermöglichten. Das war der erste Schritt zur Entstehung der Amphibien.

Salamanderähnliche Urlurche krochen durch die Sümpfe der ersten Wälder, die aus 40 Meter hohen Schachtelhalm- und Bärlappbäumen bestanden. Weil sie damit besser vorwärts kamen, wuchsen den Riesenmolchen flache, froschähnliche Köpfe. Triadobatrachus, der kleine Urfrosch - aussehend wie eine Kreuzung aus den damaligen Salamandern und den später auftretenden Froschlurchen - lebte schon vor 200 Millionen Jahren. Und vor 180 Millionen Jahren waren Frösche bereits weit verbreitet; ihr kurzer Körper und die muskulösen Hinterbeine machten sie zu ausgezeichneten Springern.

Große Anpassungsfähigkeit und vielerlei Selbstschutz-Taktiken halfen den Froschlurchen, sich die unterschiedlichsten Lebensräume zu erobern. Heute klettern manche von ihnen durch die Kronen der Urwaldriesen, andere vergraben sich im Wüstensand. Eine bestimmte Froschlurchart hat sogar den Gleitflug erlernt; mit übergroßen Schwimmhäuten, die sie als Tragflächen aufspannt, steuert sie ihre Ziele an. Aus Sorge um die Nachkommenschaft tragen tropische Froscharten ihre Kaulquappen huckepack mit sich herum; und der Australische Wanderfrosch verschluckt gar den Laich nach der Ablage, um die Jungen wohlbehütet im Magen auszubrüten und dann wieder auszuspucken.

Weltweit sind heute etwa 3000 Amphibienarten bekannt, davon entfallen rund 2500 auf die Frösche und Kröten, etwa 300 auf die Salamander und Molche und gut 150 auf die Blindwühlen (das sind wurmartige Geschöpfe in den Tropen). Doch in Mitteleuropa leben nur zwanzig Amphibienarten: vierzehn Froschlurche und sechs Schwanzlurche. Fast alle Lurche tragen ihre abenteuerliche Vorgeschichte sozusagen noch heute mit sich herum. Wie im Zeitraffer durchlebt jedes Individuum, während es heranwächst, die fesselnde Vergangenheit seiner Familie: Es wird im Wasser gezeugt; als Kaulquappe atmet es wie ein Fisch zunächst über die Kiemen; doch bald schon schiebt es sich, wie vor 360 Millionen Jahren sein quastenflossiger Ahn, vorsichtig auf den Uferschlamm und tauscht seine Kiemen gegen Lungen aus. Dann beginnt die Landeroberung: Wie einst die Quastenflosser auf verknöcherten Flossen über den Morast hinaus wanderten, so klettert jetzt der junge Molch oder Frosch mit den Beinen, die ihm als Kaulquappe gewachsen sind, in seinen neuen Lebensraum.

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