Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Geschichte der Forstwirtschaft

Geschichte der Forstwirtschaft

Kapitel in: Geschichte der Forstwirtschaft

Das Nürnberger Aufforstungs-System wurde bis ins 18. Jahrhundert gepflegt

Die Nürnberger bauten ihr System aus; sie erdachten Methoden, die Tannen- und Kiefernsamen voll ausreifen zu lassen und über den Winter so zu lagern, dass sie ihre Keimkraft behielten - erst im Frühjahr wurde dann gesät. In langwierigen Experimenten fanden sie heraus, welche Arten für die verschiedenen Böden am geeignetsten waren. Sie ermittelten die optimale Pflanztiefe und den günstigsten Pflanzabstand; außerdem betrieben sie Zuchtwahl: Nur die Samen von besonders gutgewachsenen Bäumen wurden verwendet. Der kurpfälzische Kammerrat Noe Meurer verfasste 1576 eine Gebrauchsanweisung zur Gewinnung, Aufbewahrung und Aussaat von Nadelholzsamen nach Nürnberger Art. Meurers Anweisungen galten bis ins 18. Jahrhundert hinein.

Peter Stromeir war der erste Mann der Geschichte, der den Wald nicht abholzte, sondern systematisch neue Wälder anlegte - mit wissenschaftlich fundierter Methodik. Jeder Nadelbaum, der heute in unseren Forsten steht, zeugt mehr oder minder direkt von seinem Wirken.

Andererseits lässt sich nicht leugnen, dass erst Stromeirs System jene Nadelbaum-Monokulturen ermöglicht hat, die uns in ihrer Einförmigkeit und Anfälligkeit heute so viel zu schaffen machen. Indes, dieser Vorwurf trifft schwerlich ihn: Jene Wälder wurden 500 Jahre später gepflanzt.

War Stromeir der erste, der sich mit Erfolg um die Wiederaufforstung kümmerte, so tat der Memminger Michael Schwegelin sich als Pionier einer Kultivierungstechnik hervor, welche der systematischen Erhaltung der Wälder diente.

Forstpflege - oder wie man das damals nennen mochte - war in Deutschland freilich nichts ganz Neues. Seit der Zeit des Kaisers Barbarossa, also seit dem 12. Jahrhundert, hatte es immer wieder Versuche in dieser Richtung gegeben. Mal erließ ein Fürst Bestimmungen, welches Holz die Bauern schlagen durften; mal gab eine Stadt den Forstwarten Auftrag, alle hiebreifen Bäume zu markieren, die dann auch sofort geschlagen werden mussten In einigen Gegenden wurde verboten, gutgewachsene Stämme zu Pottasche zu verbrennen (die man schon in sehr früher Zeit als Reinigungsmittel, später in Färbereien, zur Seifen- und vor allem zur Glasherstellung benutzte). Und vielfach bemühte man sich beim Roden von Buchen- und Eichenwald, die besten Samenbäume stehenzulassen und das Weidevieh fernzuhalten, damit auf natürliche Weise neuer Laubwald nachwachsen konnte.

Aber alle diese Maßnahmen waren nur vereinzelt wirksam. Insgesamt herrschte nach wie vor der unorganisierte, regellose Plenterbetrieb, die natürliche Methode der Waldwirtschaft: Da ließ man alles durcheinanderwachsen, Bäume jeglicher Gattung und Altersklasse; und jeder, der Holz haben wollte, holte sich, was er brauchte. Dieses »Naturverfahren« schadet dem Wald nicht; im Gegenteil - es bekommt ihm sogar sehr gut, solange nicht mehr aus dem Bestand herausgeholt wird, als auf natürliche Weise nachwächst.


Das Bild oben (von 1546) macht deutlich, warum Holz immer knapper wurde: Der Hausbau, aber auch der Schiffbau (unten vom Ende des 15. Jahrhunderts) verschlangen ganze Wälder.
Schiffbau

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