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Historische Sägewerke

Historische Sägewerke

Kapitel in: Historische Sägewerke

Mit Wasser- oder Menschenkraft

Sägewerke gehören zu den ältesten Maschinen. Die ersten sollen in unseren Breiten schon im vierten Jahrhundert gearbeitet haben - an der Rur. Wenig ist aus jener Zeit überliefert. Dass es aber im 13. Jahrhundert in Deutschland gut funktionierende Sägewerke gab, verraten die Bretter, die man in Häusern aus jener Zeit noch finden kann. Und vom 16. Jahrhundert an wurden viele neue Sägemaschinen erfunden.

Sägewerk
Villard de Honnecourt, ein französischer Baumeister des 13. Jahrhunderts, hielt in seinem Skizzenbuch um 1245 eine wassergetriebene Sägemühle fest. Er schrieb dazu: »So macht man eine Säge, die selbsttätig sägt.« Ein Wasserrad betätigt eine Welle und ein Hebelwerk; so wird das Sägeblatt bewegt. Ein federnder Ast drückt es wieder zurück. Gleichzeitig schiebt ein Zackenrad den Balken gegen das Sägeblatt. Es gibt eine ganze Reihe von technischen Gründen, warum dieses Sägewerk so nicht funktionieren kann, die Reibungsverluste sind zu groß. Das Prinzip indessen ist durchaus akzeptabel.

Eigentlich müssten die Forstleute den Griechen Talos verehren. Der war ein erfindungsreicher Mann, Schmied von Beruf. Eines Tages hatte er die Kinnlade einer Schlange in der Hand; spielerisch ließ er sie über ein Stück Holz gleiten: Die feinen Zähne schnitten eine Rille. Talos begab sich in seine Schmiede, bildete den Schlangenkiefer in Metall nach - und hatte damit die Säge erfunden.

So liest es sich in der Mythologie der alten Griechen; und obgleich man solche Geschichten nicht unbedingt wörtlich nehmen sollte, ist doch eines bemerkenswert: Die Erfindung der Säge schien Grund genug zu tödlicher Eifersucht.

Der gute Einfall kostete Talos nämlich das Leben. Sein Onkel Dädalos, ebenfalls erfindungsreich und recht berühmt (er brilliert in der Sage unter anderem in der Kunst des Fliegens), sah den Neffen schon längst als lästigen Konkurrenten an. Nun gab die Säge den Ausschlag: Dädalos schubste den Burschen, als beide gemeinsam auf der Akropolis von Athen standen, über die Felsen. Talos stürzte zu Tode.

Im Gegensatz zu vielen anderen mythologischen Figuren sind Talos und Dädalos zeitlich einigermaßen dingfest zu machen. Dädalos saß, so wurde erzählt, mit seinem Sohn Ikarus eine Zeitlang gefangen im Palast des Königs Minos auf Kreta. Dort konstruierte er aus Vogelgefieder die ersten Flügel, die ihm und Ikarus schließlich zur Flucht verhalfen.

Nun wird die minoische Kultur in die Zeit vom Jahr 3000 bis 1200 vor Christus datiert; der Palast von Knossos entstand zwischen den Jahren 2000 und 1700 vor Christus. Irgendwann in dieser Zeitspanne also müsste die »griechische Säge« des Talos erfunden worden sein.

Was sagt die Wissenschaft dazu? Sie weiß unter anderem zu berichten, Dass schon die steinzeitlichen Menschen - etliche Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung - eine Art Säge benutzten. Die Methode war schlicht: sie bestreuten das Holzstück, das sie »auseinandersägen« wollten, mit rauhem Sand - und zogen ein Seil darüberhin, stundenlang... Schließlich wurde das Verfahren noch verfeinert: Man band ein Brett an eine Schnur, versetzte es in pendelnde Bewegung und ließ es mit der Unterkante über einen Stein schleifen. So konnte man - wobei wiederum Quarzsand als Schmirgel herhalten musste - bereits Steine durchtrennen, in einem allerdings sehr mühsamen Verfahren. Ähnliche »Reibsägen«, freilich elektrisch betrieben, stellt man noch heute für die Steinbearbeitung her; man nennt sie »Trennschleifer«. Aber auch sichelförmige Steinwerkzeuge mit Sägezähnen sind aus der Steinzeit bekannt.

Im ägyptischen Kulturkreis kannte man mit Sicherheit ums Jahr 2700 vor Christus, vielleicht gar schon seit dem Jahr 3500, Metallsägen mit Kupfer- und später mit Bronzeblättern - in Knossos wohl seit 1500 vor Christus. Die Datierung in die Zeit des Dädalos ist also gar nicht so falsch. Zimmerleute, Schreiner und Wagenbauer benutzten alsbald auch in Griechenland solche Sägen; und die Chirurgen bedienten sich ihrer ebenfalls - zum Abtrennen von Knochen.

Säge Leonardo da Vinci
Leonardo da Vinci befasste sich auch mit Sägewerken . Die Skizze oben - sie stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts - zeigt ein Gerät für häusliche Ansprüche: mit Handbetrieb per Schubstange und Schwungrad.

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