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Köhlerei

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Die Kunst, Holz zu verkohlen

Die Natur hat's vorgemacht: Wenn organische Produkte unter Luftabschluß erhitzt werden, entsteht Kohle. So kamen unsere Braun- und Steinkohlelager zustande. Der Mensch hat's nachgemacht und Holzkohle hergestellt. Schon im Altertum benötigte man diese Art Kohle zur Gewinnung von Stahl ebenso wie später in der aufstrebenden chemischen Industrie, um Wasser zu filtern - und auch um Schießpulver herzustellen.

Holzkohle
Noch in den Kindertagen der Fotografie wurde der Alltag der Köhler aufgenommen: Das Aufbauen eines Meilers (ganz links) ist mühselig und dauert lang. Die verdiente Pause wird deshalb sehr genossen (links).

Für die Waffenschmiede des Mittelalters, die kostbare Stähle bearbeiteten, war diese Eigenschaft des raucharmen Brennens ebenso wichtig wie für die Goldschmiede, die mit empfindlichem Geschmeide hantierten. Nicht nur die Schmiede brauchten Holzkohle; riesige Mengen gingen auch an die mittelalterlichen Eisen- und Glashütten.

Noch heute gibt es Meiler, wie sie seit Jahrhunderten in Betrieb sind. Die beiden letzten Berufsköhler im Nordschwarzwald, die Brüder Erwin und Ernst Frey, starben zwar 1972 und 1974 in Enzklösterle; aber alle ein oder zwei Jahre wird dort noch Holzkohle gebrannt - das örtliche Forstamt bemüht sich auf diese Weise, ein Stück Vergangenheit für uns heute lebendig zu erhalten. Die Köhlerei hat eine lange Tradition in dieser Gegend. Kein Wunder daher, dass in den umliegenden Wäldern noch heute zahlreiche Orts-, Flur- und Waldnamen darauf hindeuten: Kohl-häusle, Kohlhau, Kohlhülb, Kohlplatte, Kohlwanne, Kohlberg, Kohlstich, Kohlsteige, Kohlhütte, Köhlerweg oder Kohlgründle.

Dass die Köhlerei gerade im Oberen Enztal einst weit verbreitet war, hat unter anderem auch den folgenden Grund: Im nahe gelegenen Pforzheim waren seit alters viele Gold- und Silberschmiede ansässig; außerdem brauchte man, weil man die Steinkohle noch nicht zu nutzen verstand, auch große Mengen von Holzkohle für die Eisengießereien und Hammerschmieden, die Hüttenwerke und Glashütten der Umgebung. Köhlerei ist - exakt formuliert - die Herstellung von Holzkohle durch Verschwelen von Holz im Kohlenmeiler. Das heißt: im Meiler wird bei beschränktem Luftzutritt ein Teil der Stoffe des Holzes verflüchtigt, während der Zellstoff langsam ausgebrannt und in Kohle übergeführt wird.

In Enzklösterle kann man das, wie erwähnt, auch heute noch gelegentlich beobachten - wann und wo, darüber gibt das Forstamt Auskunft. Der Meiler muss auf einer sorgfältig geebneten, möglichst windstill gelegenen Fläche stehen, der sogenannten Kohlplatte. Aus drei oder vier lotrecht gestellten Stangen, die er mit Weidengeflecht oder gedrehten Fichtenästchen verbindet, errichtet der Köhler zunächst den Feuerschacht oder Kamin, der auch Quandel genannt wird. Je nachdem, ob der Meiler zwei- oder dreischichtig gebaut werden soll, ragen die Stangen des Quandels zwei oder drei Meter in die Höhe.

Kohlenmeiler
Im Schwarzwald - vor allem in Enzklösterle - wird noch heute Kohle gebrannt. Einen Meiler fachmännisch aufzubauen, ist gar nicht so einfach. Die Bilder oben Seite zeigen die wichtigsten Arbeiten: Mitten auf der sorgfältig geebneten Kohlplatte entsteht aus einigen Stangen der Feuerschacht, um ihn herum wird dann der Rost gelegt. Er sorgt unter anderem dafür, dass eine gute Luftzufuhr gewährleistet ist. Auf den Rost stellt man die lufttrockenen Hölzer - in der Mitte fast senkrecht, außen leicht geneigt. Wichtig ist, dass das Holz sehr dicht aneinander gepackt wird.

Kohlenmeiler
Zwei- oder dreistöckig wird der Meiler aufgebaut. Anschließend muss man ihn abdecken - mit Reisig, Heu oder Stroh. Das Material muss möglichst fein und damit dicht sein. Darauf wird dann ein fünf bis acht Zentimeter dicker Erdmantel gepackt. Die sandige Erde, die man dazu benutzt, wird immer wieder verwendet. Deshalb ist sie längst mit Asche und Holzkohlenstückchen vermischt. Der Mantel wird mit einer Patsche fest angedrückt, damit er unkontrollierte Luftzufuhr verhindert. Oft ist es nötig, den Meiler noch zusätzlich von außen mit Rüsthölzern abzustützen.

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