Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Köhlerei

Köhlerei

Kapitel in: Köhlerei
  • Die wichtigste Arbeit ist das Dosieren der Luftzufuhr

Die wichtigste Arbeit ist das Dosieren der Luftzufuhr


Wenn der Meiler brennt, darf man ihn nicht einfach sich selbst überlassen. Das Wichtigste ist, die Luftzufuhr zu regeln: zu wenig Luft lässt den Brand ersticken; zu viel Luft wäre ebenso falsch: statt Holzkohle wäre Holzasche das Ergebnis. Löcher, die in den Mantel des Meilers gestochen werden, sorgen für den Zugang der Luft. Wenn aber der Feuerschacht geöffnet wird, was zu Beginn des Verkohlens mehrmals täglich nötig ist, müssen vorher die Luftlöcher wieder geschlossen werden. An Arbeit fehlt es nicht!

Wie lange es dauert, bis die Holzkohle fertig ist - das hängt von der Größe des Meilers ab. Man rechnet mit zwei bis vier Wochen. So lange muss der Köhler Tag und Nacht aufpassen, ob und wo am Meiler etwas auszubessern sein könnte. Früher, als man in den Wäldern allenthalben Kohlenmeiler finden konnte, waren die Förster auf die Köhler nicht immer gut zu sprechen. Solch ein glühender Holzberg mitten im Wald - das war nicht ungefährlich für die Bestände. Damit auch die württembergischen Forstleute Bescheid wussten und den Köhlern notfalls auf die Finger sehen konnten, mussten sie sich eine Zeitlang in diesem Beruf ausbilden lassen.

Vom Quandel beginnend, wird nun ein Rost gebaut. Der Köhler nimmt dafür zunächst weniger wertvolle Holzprügel, die er sternförmig auslegt. Quer dazu ordnet er schwächere »Bruckhölzer« an - so bekommt der Rost »Bodenzüge«, welche die rechte Luftzufuhr gewährleisten.

Nun werden auf dem Rost die vorbereiteten lufttrockenen Hölzer aufgestellt: in der Mitte fast senkrecht, gegen die Peripherie leicht einwärts geneigt, so dass sich der Umriss des gestapelten Holzes nach oben verjüngt. Im Schwarzwald sind diese Hölzer meist einen Meter lang. Bei einem dreistöckigen Meiler heißt die erste Schicht Fußscheite, die zweite Schneidel und die oberste Kopfholz. Wichtig ist, dass das Holz sehr dicht aneinander gepackt wird. Um Zuglöcher zu vermeiden, werden Spalten schon beim Aufbau mit kleinen Hölzern und Ästen geflickt.

Dann wird der Meiler abgedeckt. Im Enztal verwendet man zu diesem Zweck vorwiegend Fichten- oder Tannenreisig, welches man schuppenartig von unten nach oben aufschichtet; das Reisig muss möglichst fein und damit dicht sein. Die Mächtigkeit der Umkleidung variiert zwischen fünf und acht Zentimetern. Diese Abdeckung wird Rauhdach oder auch Rauchdach genannt - sie trägt den Erdmantel. Wo kein Nadelreisig zur Verfügung steht, verwendet man zur Abdeckung Gras, Heu oder Stroh.

Über dem Rauhdach muss nun das Erddach aufgebracht werden - eine Schicht sandiger Erde, fünf bis acht Zentimeter stark. Durch mehrfache Verwendung des Materials auf derselben Platte ist der Erdmantel meist mit Holzkohleresten und Kohlenasche vermischt und sieht deshalb dunkel bis schwarz aus. Der Köhler spricht hier von Kohllösche oder von Kohlengries.

Zur Stabilisierung des Erdmantels dienen, wenn nötig, rundum errichtete Rüsthölzer. Mit einer langstieligen Patsche oder Klopfstange wird der Mantel fest angedrückt.

Ohne die sorgfältige Abdeckung wäre das Resultat der Köhlerei keine Holzkohle, sondern ein Haufen Holzasche. Denn nur wenn verhindert wird, dass die Luft voll hinzutritt, kann der Prozess der Holzkohlebildung in Gang kommen.

Nachdem die Holzarbeit beendet ist, wird angezündet: die Feuerarbeit beginnt. Es gilt, den Quandel oder Feuerschacht, dessen Öffnung freigeblieben ist, mit glühender Holzkohle zu füllen und hierauf sorgsam abzudecken. Nun greift im Innern des Meilers ein Schwelbrand um sich; er erfasst nach oben und unten sowie gegen die Außenseite allmählich die gesamte Holzlage.

In den ersten Tagen muss der Quandel zweimal täglich kurz geöffnet, mit einer Stange (dem Schürbaum) durchgerührt und mit Holz und Halbverkohltem nachgefüllt werden. Später genügt einmaliges Füllen, dann ist auch dies nicht mehr nötig. Nach dem Füllen darf das Schürloch nicht sofort geschlossen werden, weil sonst die sich bildenden Gase den Meiler zum »Schlagen«, zur Explosion bringen können.

Der in Brand gesteckte Meiler wird an seiner Oberfläche allmählich höllisch heiß. Der Köhler löscht deshalb, bevor er den Feuerschacht öffnet, den Kopf des Meilers kurz ab. Dazu muss er stets einen genügend großen Wasservorrat in Griffnähe bereithalten.
Das wichtigste Geschäft des Köhlers ist, die Luftzufuhr für den Verkohlungsvorgang richtig zu dosieren. Zur Regulierung dienen zunächst Luftlöcher, welche dicht oberhalb des Rostes in den Meilermantel eingestochen werden. Vor jedem Durchrühren und Nachschüren des Feuerschachts heißt es, die Zuglöcher zu schließen und danach wieder zu öffnen; sonst wäre der Luftzug zu stark.

Damit Wasserdampf und Gase entweichen können und der Meiler nicht »verstockt«, sticht der Köhler mit einer Stange viele kleine Löcher in den Erdmantel - die »Rauchlöcher« oder »Pfeifen«. Zunächst genügt von denen eine einzige Reihe; im weiteren Verlauf jedoch werden auf der gesamten Mantelfläche kleine Löcher angebracht. Sie dienen zur Dosierung der Luftzufuhr. Wichtig ist, dass an den Löchern heller Rauch erscheint: wird er blau bis braungrau, so deutet das auf sauerstoffreiches Verbrennen hin - und damit auf einen Riss oder Einbruch im Erdmantel. Dem muss dann schnell abgeholfen werden.

Solange der Meiler schwelt, muss der Köhler Tag und Nacht auf der Hut sein, um schnellstmöglich Ausbesserungen anzubringen. Diese Flickwerkerei kann zwei bis drei Wochen dauern, bei großen Meilern auch vier. Ist der Meiler dann aber gar oder, wie man ebenfalls sagt, niedergekohlt, so wird die Holzkohle »ausgezogen«: Der Köhler entfernt an eingebrochenen Stellen, den Rissen folgend, mit Schaufel, Sterhaken, Rechen und Harke den Erdmantel - bis das Produkt des Prozesses freigelegt ist, die Holzkohle. Die schafft er nun auf eine freie Stelle neben dem Meiler, die Freiplatte, und löscht sie dort mit Wasser ab. Die Holzkohle bleibt dann mehrere Stunden unter Kontrolle, denn manchmal zeigt sich noch Glut, und Qualm kommt auf. Dann muss sofort wieder gelöscht werden.

Der Rest der Arbeit ist einfach. Die großen Kohlestücke kommen direkt auf den Wagen, der sie fortbringt; die kleineren werden erst noch in Säcke gefüllt. Auch jetzt noch heißt es aufpassen, dass sich nicht irgendwo glühende Kohlestücke verstecken. Nicht selten kam es früher vor, dass eine ganze Ladung beim Transport verbrannte, die Kohle mitsamt dem Karren.


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