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Zwischen den baumlosen Tundren der Arktis und den sommergrünen Laubwäldern
im Süden zieht sich rings um das Nordpolargebiet ein riesiger Waldgürtel:
die nördlichen Nadelwälder. Von Lappland
bis nach Ostsibirien reicht der eurasische Teil dieses Gürtels, von Alaska
bis nach Labrador der amerikanische.
Die geographische Lage so hoch im Norden bringt schwere Bedingungen, mit denen die hier lebenden Bäume fertig werden müssen: Sturm und Frost, Nässe und Trockenheit, Schnee und Eis - dazu schlechter Boden, der die meiste Zeit gefroren ist. So ist es nicht verwunderlich, dass nur wenige Arten von Fichten und Tannen, Kiefern und Lärchen gedeihen: ein Umstand, der diese Wälder teils imposant, teils aber auch sehr bedrückend einförmig erscheinen lässt.
Urwald
im Wortsinn ist nur ein Waldgebiet, das vom Menschen nie verändert wurde,
aus dem auch noch nie Holz entnommen wurde. Urwälder können sogar
freundlich und gut begehbar sein. Umgekehrt sind Wälder, in denen umgestürzte
Bäume liegenbleiben noch lange keine Urwälder.
Der eurasische Teil dieses Gürtels umschließt das größte zusammenhängende Waldgebiet der Erde: die sibirische Taiga. Auch die Holznutzung hat bisher nichts daran zu ändern vermocht, dass sich die Taiga noch weithin in urwaldähnlichem Zustand befindet - obwohl die früher häufig betriebene Kahlschlagwirtschaft dem dortigen Wald großen Schaden zugefügt hat.
In ihrem Nordostteil, bei Werchojansk, liegt der Kältepol der Erde: im Winter herrschen dort Temperaturen bis minus 60 Grad. Die Taiga präsentiert sich in jener Region als reiner sommergrüner Lärchenwald; an der Baumgrenze gegen die Tundra wachsen Amurlärchen, vielfach sogar auf Dauerfrostböden. Es ist beinah ein Wunder der Natur, dass eine Baumart unter solch extremen Klima- und Bodenbedingungen überhaupt imstande ist - wenn auch nur langsam - Holz aufzubauen!